Wieso ist die Einhaltung des Datenschutzes an Schulen eigentlich so wichtig? Haben Schulleitung und Lehrkräfte nicht genug Anderes zu tun?
In dem neu erschienen Buch „Digitale Souveränität und politische Bildung“ erkläre ich, wie eng die Verknüpfungen zwischen der Wirtschaft (insbesondere IT-Großkonzernen) und Schulen inzwischen ist. Ich benenne Beispiele, an denen erkennbar wird, wie hilfreich Datenschutzgesetze für Schulen sind und wie unsere Bildungslandschaft ohne diese Gesetze aussehen könnte (Spoiler: nicht besonders privatsphärefreundlich). Außerdem beleuchte ich die Rolle der Schüler*innen, der Eltern, der Lehrkräfte, der Schulleitung und der Politik.
Datenschutzfreundlicher Unterricht – Wieso eigentlich? Herausforderungen, Lösungen und netzpolitische Zusammenhänge
Als Datenschutzbeauftragte ist es mir selbsterklärend ein großes Anliegen, Schulen in Bezug auf digitale Souveränität für mehr Datenschutz zu sensibilisieren – daraus mache ich kein Geheimnis 😉 Ich möchte mit meinen Darstellungen und Argumenten allerdings nachhaltig überzeugen: Ich wünsche mir, dass der Mehrwert verschiedener Datenschutzmaßnahmen tatsächlich verstanden und diese Thematik nicht nur als Pflichtprogramm betrachtet wird – denn wann machen Pflichten schon Spaß? Die negative Konnotation, die mit dem Schutz von Daten eingeht, ist aus meiner Sicht fatal und wird unsere immer digitaler werdende Gesellschaft in Zukunft noch vor große Herausforderungen stellen. Die Schule hat hier nicht nur eine Vorbildfunktion für heranwachsende Generationen, sondern trägt auch eine große Verantwortung für die Privatsphäre der eigenen Schülerinnen und Schülern. Daher blicke ich in diesem Beitrag über den bildungspolitischen Tellerrand hinaus und stelle Verbindungen zu netzpolitischen Themen her.
Natürlich bilde ich mit meiner Darstellung aus Sicht verschiedener Personen- und Interessensgruppen nur einen kleinen Teil von sehr komplexen und dynamischen Zusammenhängen ab – eine umfassende Analyse kann von 15 Seiten Text nicht erwartet werden. Mir ist es allerdings wichtig, lieber mehrere Perspektiven im Ansatz zu beleuchten als nur eine Sichtweise zu vertiefen. Es hilft nicht, die Verantwortung für den Schutz von Daten zwischen verschiedenen Verantwortungsbereichen hin und her zu schieben oder nur eine einzige Instanz in die Verantwortung zu nehmen. Datenschutzsensibilisierung muss ganzheitlich passieren. Dennoch gibt es eine zentrale Stelle, die die Macht hat die Weichen zu stellen: „die Politik“.
Selbstverständlich gebe ich auch Tipps für digitale Werkzeuge mit auf den Weg, die sich für den grundrechtewahrenden Unterricht eignen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es inzwischen fast zwei Jahre her ist, dass ich diesen Text geschrieben habe (was eine normale/durchschnittliche Zeitspanne für die Entstehung gedruckter Bücher ist). So sehr ich mich über diese neue Publikation freue, sehe ich gleichzeitig, dass gedruckte Bücher sich immer weniger eignen, um aktuelle und brennende Themen zu behandeln.
An dieser Stelle möchte ich das Buch auch in seiner Gesamtheit lobend hervorheben: Die politische Bildung steht vor vielen Herausforderungen: Der Kampf gegen Desinformation, das Auflösen von wirtschaftlichen Abhängigkeiten, neue Formen der politschen Teilhabe, die zum Teil noch in den Kinderschuhen stecken und der Hype rund um künstliche Intelligenz prägen diesen ganzen Bildungszweig. All dieser Herausforderungen werden in dem Buch differenziert im Kontext digitaler Souveränität betrachtet.
Wawrzyniak, Jessica (2024): Datenschutzfreundlicher Unterricht – Wieso eigentlich? Herausforderungen, Lösungen und netzpolitische Zusammenhänge. In: Heil/Lindeboom/Rieber/Werner/Wohnig (Hrsg.): Digitale Souveränität und politische Bildung, Verlag: WOCHENSCHAU Wissenschaft, Schriftenreihe der DVPB
ISBN 978-3-7344-1649-1
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